3/12/2018 0 Comments Unterwegs Nach Utopia online streamen Deutsch mit englischen Untertiteln in 2160 21:9Kunert-Gedichte LAIKA In einer Kugel aus Metall, Dem besten, das wir besitzen, Fliegt Tag für Tag ein toter Hund Um unsre Erde Als Warnung, Daß so einmal kreisen könnte Jahr für Jahr um die Sonne, Beladen mit einer toten Menschheit, Der Planet Erde, Der beste, den wir besitzen. Nachwort 1 In der Kindheit – schreibt Ernst Bloch – scheine uns allen etwas, worin noch niemand war: Heimat. Günter Kunert hat eine Heimat zeit seines Lebens schmerzlich vermißt. Nie aber war er weiter von ihr entfernt als gerade in seiner Kindheit. Der Mangel an Gemeinschaft und Geborgenheit, an sicherer Zuflucht und sorglosem Vertrauen in seine Umwelt, den er in seinen jungen Jahren erfuhr, ist zu einem beherrschenden Motiv seines Werkes geworden. Unterwegs haben sie sich kennengelernt, allesamt Looser in ihrem bisherigen Leben. Sie beschließen, die Reise ins Ungewisse fortan gemeinsam zu unternehmen, frei. Auf den Spuren von Gunther Püschow, Flugpionier, in Südamerika. - Alle Infos zum Film 'Unterwegs nach Utopia' (Deutschland), ein Film von Carmen. Unterwegs nach Utopia Filmessay von Carmen Blazejewski 95 min Gunther Plüschow wuchs in Schwerin und Umgebung auf und verstand Mecklenburg immer als seine. ![]() ![]() Mit den Zeilen: „der auserlesene Findling / Kind ohne Kindheit / Fremder in eigener Heimat und / verhöhnt“ porträtiert er Edgar Allen Poe, doch durch die zarten Striche dieser Skizze schimmert unzweifelhaft ein Selbstbildnis. Kunert wurde 1929 in Berlin geboren, als Sohn einer jüdischen Mutter und eines – wie es bald schon heißen sollte „arischen“ Vaters. In dem autobiographischen Prosastück „Ohne Bilanz“ vermittelt er in lapidaren Sätzen einen Eindruck von seiner „verstörten Kindheit“, die er „genauso verlassen kann wie die Schnecke ihr Haus“. Der Vater, ein im Grunde unpolitischer Mensch, war durch seine Ehe zum Hitler-Gegner geworden: „Obwohl aufgefordert, sich scheiden zu lassen, um des Durchschnittslebens eines Durchschnittsbürgers teilhaftig zu werden, hielt mein Vater dickköpfig an Frau und Feindschaft fest. “ Trotz der schnell zunehmenden Bedrohung schloß sich der Vater immer enger an die jüdische Familie seiner Frau an. Kontakte zu nicht-jüdischen Nachbarn bröckelten wegen der „offiziellen Ächtung“ ab. Doch dieses „Familienleben schwand mit dem Beginn der Deportationen und vergrößerte das Vakuum subjektiven Lebensraumes. Obwohl im Heimatland fühlte man sich in der Fremde“. Der Sohn Günter Kunert wuchs isoliert und in einer Atmosphäre der Angst auf. ![]() Obwohl er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen und sich keines Vergehens bewußt war, begegnete ihm die Gesellschaft feindlich. Sie gestattete ihm niemals, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu entwickeln, sondern erklärte ihn zum Aussätzigen, dem nirgends Schutz gewährt werden durfte. Für ihn gab es nicht einmal eine Appellationsinstanz, bei der er um Gnade hätte nachsuchen können. Er wurde so als Kind und Jugendlicher gewaltsam in die jahrhundertealte, verhängnisvolle Außenseiterrolle der Juden gepreßt und in seiner psychischen Konstitution geprägt. In welch auswegloser Situation sich Kunert damals befand, begreift man besser, wenn man sich vor Augen hält, daß seiner Familie auch der radikale Rückzug ins Privatleben verwehrt war. Die vereinsamte Wohnung [] besaß eher den Charakter einer Falle: zu Hause war man am verwundbarsten: Sobald das Telefon klingelte und ein verabredetes Stichwort eine neue Judenaktion ankündigte, verließ man sie vorsichtshalber [], selber die Nacht bei Bekannten zu verbringen, unsicher ob man heimkehren könne, und doch des einen gewiß: daß man bei den Hilfsbereiten über einen längeren Zeitraum nicht verweilen konnte. Natürlich wäre es eine unerlaubte Vereinfachung, wollte man behaupten, Kunert sei schon allein wegen dieser Erfahrungen zu einem politisch hellhörigen, buchstäblich geistesgegenwärtigen Schriftsteller geworden. Daß sie aber Spuren in seinem literarischen Werk hinterlassen haben, läßt sich kaum bezweifeln. Die Perspektive, aus der er seine Themen in den Blick nimmt, ist zwar immer persönlich, nie aber privat. Er versteht sein lyrisches Ich als eine „Legierung individueller und gesellschaftlicher Komponenten“. Seine Texte sind präzis formulierte, subjektive Reflexe auf konkret Erlebtes, Erfahrenes und Erlittenes. Eines seiner ältesten Gedichte, „Für mehr als mich“, hat seinen programmatischen Charakter bis heute nicht verloren: Ich bin ein Sucher Eines Weges Der breiter ist Als ich. Nicht zu schmal. Kein Ein-Mann-Weg. Aber auch keine Staubige, tausendmal überlaufene Bahn. Ich bin ein Sucher Eines Weges. Sucher eines Weges Für mehr Als mich. Nach dem als Befreiung erlebten Ende des Krieges fühlte er sich – wie viele Intellektuelle in seiner Situation – von marxistischen Ideen angezogen. Er war überzeugt, „die Werkstätten mörderischen deutschen Bewußtseins würden anfangen, Vernunft zu erzeugen, sobald sie sozialisiert seien“, und trat 1949, im Gründungsjahr der DDR, in die SED ein. Ein bequemer, linientreuer Genosse ist Kunert allerdings nie gewesen: bereits 1950 verließ er den „Ersten Schriftstellerlehrgang des deutschen Schriftstellerverbandes“, nachdem es zwischen ihm und einigen Parteidichtern zu massiven Kontroversen gekommen war. Konflikte wie diese sollten bald schon alltäglich werden: von oberlehrerhaften Bedenken gegen seine Bücher über polemische Attacken gegen seine Person bis hin zur kaum bemäntelten Zensur reichten die Maßnahmen, mit denen die offiziöse Literaturkritik und die Kulturbürokratie der DDR den unangepaßten, aber gleichwohl erfolgreichen Schriftsteller Kunert zu disziplinieren suchten. In Johannes R. Becher und Bertolt Brecht hatte er zunächst noch einflußreiche Fürsprecher, die seine ersten, behutsam nach dem eigenen literarischen Weg tastenden Schritte begleiteten. Doch schon sein 1962 fertiggestellter Gedichtband Der ungebetene Gast durfte lange Zeit nicht gedruckt werden. Die nachfolgenden Bücher konnten nur unter anwachsenden Schwierigkeiten in der DDR erscheinen. Wieder mußte sich Kunert als Außenseiter, als heftig befehdeter Ruhestörer empfinden, dem ein angemessener Platz in der Gemeinschaft verweigert wurde. Wieder trat der Staat ihm – dem Einzelnen – unverhohlen feindlich entgegen. Wieder war er ein „Fremder in eigener Heimat“. Kunert hat sich dieser erzwungenen Heimatlosigkeit schreibend nach Kräften widersetzt. Er protestierte gegen die Versuche der Gesellschaft, ihren Kritiker mundtot zu machen, indem sie ihn zum verfemten Einzelgänger erklärte. Zugleich aber machte er die Literatur zu seiner Heimat. Im Prozeß des Schreibens – so betont er – erbaut er in seiner Imagination zwar keine „heile“ Traumwelt, wohl aber gelingt es ihm, sich mit sonst nie erreichter Intensität vor Augen zu stellen, was ihm vorenthalten wird. Er beschreibt, worunter er leidet, und rettet so für sich – und also auch für seine Leser – eine Ahnung vom Befinden jenseits der Leiden. Der Schriftsteller besitzt laut Kunert das Talent, sich, seine Psyche, sein Bewußtsein, auch sein Unbewußtes, seine Persönlichkeit zu verwandeln: in einen knappen Text von wenigen Zeilen. Aus diesem Text kann er weder vertrieben noch ausgebürgert werden, er ist seine eigentliche Heimat. Als Kunert im Oktober 1976 die Petition der DDR-Schriftsteller zugunsten Wolf Biermanns unterschrieb, gestaltete sich seine Situation noch schwieriger. Im Januar 1977 wurde ihm – wie kurz zuvor schon Jurek Becker, Sarah Kirsch und Gerhard Wolf, die ebenfalls zu den Unterzeichnern gehörten – seine SED-Mitgliedschaft aberkannt. Knapp drei Jahre später, in denen er öffentlichen Diffamierungen und geheimdienstlichen Nachstellungen ausgesetzt war, reiste er in die Bundesrepublik aus und ließ sich bei Itzehoe nieder, wo er bis heute lebt. 2 Kunerts literarische Entwicklung ist eng mit seiner Biographie verknüpft. Man kann sein Werk, wie es Dieter E. Zimmer formulierte, als die „Geschichte einer zunehmenden Verfinsterung“ lesen, die von der Hoffnung auf eine menschenwürdigere Zukunft über allmählich sich ausbreitende Zweifel bis hin zu einer globalen Katastrophen-Erwartung, ja Katastrophen-Gewißheit führt. Seine frühesten Gedichte teilen den aufbruchstrunkenen Optimismus, der den damals noch jungen sozialistischen deutschen Staat beherrschte. Allerdings machen sich auch schon in den frühesten Arbeiten skeptische Untertöne bemerkbar. Sie schrecken zurück vor steilem Pathos und allzu naiven Erwartungen: so schickt Kunert seinem Gedicht „Über einige Davongekommene“, das mit der in der Nachkriegszeit üblichen „Nie wieder“-Deklamation endet, den sarkastischen Nachsatz „Jedenfalls nicht gleich“ hinterher. Oder er schreibt, statt über das Gelingen, lediglich über den „Traum von der Erneuerung“ und setzt jede der sieben Strophen in den Konjunktiv: „Eines Tages müßte die Menschheit; / Ihr Krankenbett verlassend, / Geheilt umhergehen.“ Wenige Jahre später finden sich in dieser Lyrik kaum noch Ausblicke ins vermeintlich näherrückende Arkadien. An ihrer Stelle mehren sich Warnungen vor einem möglichen Inferno. Warnungen, die heute geläufig erscheinen, seinerzeit aber Befremden, wenn nicht Bestürzung hervorriefen: das Thema des Gedichtes „Laika“ beispielsweise klingt für den Leser in der Mitte der achtziger Jahre nur zu vertrautes entstand aber ein Vierteljahrhundert zuvor. Hatte sich Kunert am Anfang seiner literarischen Karriere dem Glauben hingegeben, genau zu wissen, in welche Richtung und zu welchem Ergebnis die Weltgeschichte sich entwickelt, heißt es zu Beginn der sechziger Jahre: „Wir streben dem Ziel zu, / Uns wandelnd und wandelnd das Ziel, / Ewig unerreichbar und darum / Ewiger Ansporn, es zu erreichen.“ Es klingen immer häufiger Motive an, die ihre Nähe zum französischen Existentialismus – der zur gleichen Zeit auch in der Bundesrepublik große Popularität genoß – nur schwer verleugnen können. Für dogmatische Literaturkritiker in der DDR Grund genug, Kunert bald schon ideologische Unzuverlässigkeit vorzuwerfen, ihn als „existentialistischen Abweichler“ zu denunzieren. Die Poetologie der Mahn- und Warn-Gedichte wurde Kunert allerdings in den folgenden Jahren immer fragwürdiger: Auf unzeitgemäß verfertigtem Papier schreibe ich eine kleine fossile Wahrheit in der Schrift welche vor den täglichen Weltuntergängen verständlich war. Die Aufforderung, unermüdlich einem „ewig unerreichbaren“ historischen Ziel zuzustreben, nimmt in Kunerts Gedichten nach und nach eine immer düstere Färbung an. Der Preis, den der Einzelne für ein solch ehrenwertes, aber vergebliches Unterfangen zu entrichten hat, rückt in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Hatte er unter dem Titel „Ikarus 64“ zwar schon bekannt: „Fliegen ist schwer“, so richtete er damals an seine Leser trotzdem noch die Aufforderung: Dennoch breite die Arme aus und nimm einen Anlauf für das Unmögliche. Nimm einen langen Anlauf damit du hinfliegst zu deinem Himmel daran alle Sterne verlöschen. [] Denn Tag wird. Ein Horizont zeigt sich immer. Nimm einen Anlauf. Sagt Ihnen der Name Günther Plüschow etwas? Dann geht es Ihnen genauso wie den meisten Deutschen. In Argentinien und Chile dagegen ist er ein wahrer Volksheld. Der Mecklenburger Flugpionier, Schriftsteller, Kapitänleutnant, Filmemacher und Journalist erkundete von 1927 bis 1931 mit einem kleinen Segelschiff und als Flugpionier die märchenhafte und ungezähmte Landschaft Patagoniens und Feuerlands und eröffnete vor allem die erste Postfluglinie zwischen Chile und Argentinien. Bericht Benjamin Bräuer Auf den Spuren eines – hierzulande – unbesungenen Helden Die Filmemacherin Carmen Blazejewski begibt sich mit ihrem kleinen Filmteam auf die Spuren Günther Plüschows (1886-1931) und versucht in ihrem Dokumentarfilm herauszufinden, warum er hier in seinem Heimatland nahezu gänzlich in Vergessenheit geraten ist, ein unbesungener Held, während er den Menschen in Südamerika idealisierte Lichtgestalt ist und er dort entsprechend verehrt wird. „Bis zu seinem frühen Tod hat [Günther Plüschow] nach seinem Utopia gesucht“, so Carmen Blazejewski, „wir haben in Südamerika entdeckt, wie er es gefunden hat.“ 25 Das Thema und die aufgeworfenen Fragen sind so spannend wie das Leben dieses wagemutigen Abenteurers selbst. Die Landschaft Patagoniens und Feuerlands ist wunderschön. Die Menschen, die an verschiedensten Orten und Schauplätzen zu Wort kommen, fördern immer neue interessante Aspekte zutage. So verwundert es nicht, dass Carmen Blazejewski in dem Stoff großes Potential für einen tollen Dokumentarfilm gesehen hat. Leider zunehmend zäh Schon eher wundert man sich darüber, dass ihr bedächtig erzählter Film trotz allem mit zunehmender Laufzeit etwas zäh wird. Die immer wieder einsetzende schwermütige Klavier- und Geigenmusik verlangsamt das Tempo leider noch zusätzlich. An mehreren Stellen scheint der Bogen gespannt und ein passender Schlusspunkt gefunden, aber immer wieder geht es (noch einmal) weiter. Es gibt viel zu erzählen, und die Filmemacherin will der Vielschichtigkeit der Fragen rund um Plüschow offenbar in allem gerecht werden. Dennoch wäre weniger mehr gewesen, jedenfalls wenn man den von ihr gewählten Erzählrhythmus zugrunde legt. UNTERWEGS NACH UTOPIA Deutschland 2013 Produktion: Andreas Höntsch (Wilder-Norden-Film) Buch und Regie: Carmen Blazejewski Kamera: Hans Thull, Andreas Höntsch Schnitt: Andreas Höntsch Ton: Carmen Blazejewski, Hans Thull 93 Min. Bericht: Benjamin Bräuer Beitrags-Navigation. Norddeutsches Filmfest Februar 2017 Filmfest Schleswig-Holstein 20. - Kunstgriff Rolle 24.08. – / Heide www.kunstgriff.de GreenScreen – Naturfilmfestival 12. – / Eckernförde www.greenscreen-festival.de Husumer Filmtage 27.09. – / Husum www.husumer-filmtage.de International Ocean Filmfestival Kiel – Cinemare 24. – / Kiel www.cinemare.org Nordische Filmtage Lübeck 30.10. – / Lübeck www.filmtage.luebeck.de Flensburger Kurzfilmtage 14. – / Flensburg www.flensburger-kurzfilmtage.de Jugendfilmfest Schleswig-Holstein tba 2018 / Scheersberg www.jugendundfilm.de Territorium Film Kaliningrad – Partnerfestival tba 2018 / Kaliningrad de.territoriyakino.ru Univerciné Allemand Nantes – Partnerfestival tba 2018 / Nantes www.univercine-nantes.org.
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March 2018
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